Aus dem Leben: Tanja

Seit dem August habe ich meine Lehre als FaGe angefangen. Ab diesem Moment bin ich ziemlich in ein Loch gefallen, in eine Depression mit einer grossen Ladung Selbstmitleid.
Weil ich die Schulzeit nicht gut erlebt habe, hatte ich schon dort Mühe am Morgen den Tag zu starten und aufzustehen. Allgemein hatte und habe ich zum Teil eine recht krasse Meinung vom Leben. Man geht in die Schule, hat überall diesen Leistungsdruck, muss eine Lehre absolvieren und hat schon wieder diesen Leistungsduck. Wenn man die Lehre geschafft hat, muss man weiter arbeiten, Geld verdienen, man kann sich später schöne Ferien gönnen, wieder arbeiten gehen, wird später mal pensioniert und alt, FERTIG!
Tja, genau so dachte ich vom Leben. Ich wusste immer, dass es nach dem Leben nicht einfach so fertig ist: Nein dann fängt das schöne Leben erst richtig an! Aber weil ich ein ziemlicher Spezialist und Freak bin im Nachdenken über mich, Gott und die Welt und eben über jedes noch so kleinste Wort, das von meinen Mitmenschen ausgesprochen wurde, fing ich an nachzudenken.

Ich fing an, darüber nachzudenken, wie mein Traumleben aussehen sollte, und das war alles andere als dieses doofe Leben, das ich führe. Es ist einfach normal, in die Schule zu gehen oder zu arbeiten, und das sich vieles nur ums Geld dreht. Ich überlegte mir ganz egoistisch, einen geschickten Ausweg zu finden, wie ich aus diesem Hier entfliehen könnte. Selbstmord war glücklicherweise definitiv kein Gedanke. Aber ich wünschte mir, dass ich fest krank werde, so müsste ich kein Selbstmord begehen und würde nicht sündigen. So könnte ich Schluss machen mit dem anstrengenden Leben, welches ich hier auf der Erde leben muss und könnte das Leben im Himmel geniessen. Ich müsste mir keine Sorgen mehr machen, ob ich jetzt genüge. Auch müsste ich nicht mehr früh aufstehen und arbeiten gehen und vor allem nicht anderen Menschen helfen aufzustehen, wenn ich selber kaum aufstehen kann.

Ich drehte mich quasi mit meinen Gedanken im Kreis und überall, wo ich anschlug, sah ich einfach das Problem, dass ich keine Kraft habe, arbeiten zu gehen und dass mein Zimmer und vor allem mein Bett viel bequemer sei, als sonst irgendetwas. Immer mehr zog ich mich zurück, mir war alles zu viel. Schon seit der 8 Klasse unternahm ich eigentlich nichts mehr mit meinen Freunden, nur höchst selten. Ich musste mich jeweils ziemlich drauf einstellen und vorbereiten, um noch genügend Kraft zu haben für diese Unternehmungen. Seit der 9 + 10 Klasse und auch jetzt, wo ich die Lehre begonnen habe, wurde es sehr viel schlimmer. Ich hatte keine Energie mehr um etwas zu unternehmen, war nur noch am Arbeiten und wenn ich Nachhause kam, ging ich auf mein Bett und schlief schon ca. um 20:00 Uhr ein. Ins Gadj oder in die Predig zu gehen, war mir zu viel und ich konnte mich nicht mal für das Überwinden. Es ist ja ganz normal, dass man müde ist wenn man die Lehre angefangen hat, weil man es sich nicht gewohnt ist, so früh aufzustehen und den ganzen Tag auf den Beinen zu stehen. Doch bei mir war es eben ein bisschen krasser. Das Problem von mir war auch nicht, dass ich dies nicht gemerkt hätte, nein, mein Problem war es, dass ich mich selbst sehr gut einschätzen konnte und ich diesen Prozess oder diese Veränderung völlig war genommen habe. Ich hatte mir jede noch so kleinste Veränderung gut überlegt und wusste auch ganz genau, dass es nicht schlau ist von mir, mich so zu verhalten, aber ich konnte auch nichts dagegen machen. Ich erklärte meinen Eltern, dass ich nicht mehr mag und dass ich meine Lehre am liebsten abbrechen möchte. Es war ja nicht so, dass meine Eltern dies nicht gemerkt hätten, sie wussten und beobachteten mich schon lange. Meine Mutter war und ist immer für mich da, sie ermutigte mich jeden Tag wieder neu, ihm eine Chance zu geben und den Tag mit Gott zu starten.

Habt ihr etwas gemerkt? Ich lebte mein Leben in dieser Zeit so ziemlich ohne Gott, ich bezog ihn nicht in den Alltag mit ein und übergab ihm auch nicht meine Sorgen. Dies habe ich leider erst später gemerkt, als mich meine Mutter immer und immer wieder daran erinnerte. Ausserdem nahm ich nun jeden Morgen ein Stärkungsmittel, welches gegen meine Müdigkeit half und für mein allgemeines Wohlbefinden gut war. Von da an hatte ich mein eigenes Morgenritual. Ich nahm dieses Stärkungsmittel und bat Gott jeden Morgen um Kraft und Motivation. Es ging schon ein wenig besser, als wieder ein Hammer auf mich zukam. Ich musste drei Wochen fünf Tage lang am Stück arbeiten, weil ich Schulferien hatte. Meine Familie ging ans Meer und ich musste arbeiten. Es war nicht so, dass ich ihnen dies nicht gegönnt hätte, aber mich überschlug einfach die Vorstellung, drei Wochen lang zu arbeiten ohne Schule zu haben. In dieser Zeit, wo ich alleine Zuhause war, spürte ich wie Gott mich stärkte, mich beschützte und mir meine Angst wegnahm, alleine Zuhause zu sein. Rückblickend gingen diese Wochen extrem schnell vorbei und ich erlebte viele gute und schöne Tage beim Arbeiten. Ich erhielt jeden Tag Lob, das ich mit viel Power mitarbeite und immer völlig bei der Sache wäre. Ich erlebte Gottes Humor und musste wieder viel mehr ab mir selbst lachen. Zum Beispiel einmal, vergass ich zu Beten und prompt vergass ich an diesem Tag bei einem Patienten etwas zu machen, was man sonst gar nicht vergessen darf, so normal ist das. Eine Mitarbeiterin merkte dies und wollte es sofort meinem Chef melden. In diesem Moment erinnerte ich mich, dass ich nicht gebetet hatte und so betete ich ganz schnell, dass dies nicht schlimm ankommt beim Chef. Zwei Minuten später sah ich den Chef auf dem Korridor. Er verabschiedete sich bei mir, weil er ganz plötzlich ganz schlimme Kopfschmerzen bekommen hatte und ging Nachhause. So konnte meine „Teamkollegin“ diesen Vorfall gar nicht beim ihm melden und am nächsten Tag hatte sie es auch schon wieder vergessen. Jetzt weiss und spür ich, dass Gott einfach immer an meiner Seite ist und ich ihm auch dieses Problem hingeben kann. Es wird immer da sein und ich muss aufpassen, dass ich diesem Problem keine allzu grosse Beachtung schenke. Nun kann und will ich auf Gottes Plan vertrauen, denn er hat einen guten Weg für mich bereit!! Dieser Satz ist ziemlich klein und simpel, aber für mich bedeutet er sehr viel!!!

Tanja

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