Information zum Text: Alle Namen von Personen, die nicht von unserem Team sind, wurden geändert.
Aufstellen & eine Begegnung vor dem Start
Dienstagmorgen, 10:00. Es geht los. Wir stellten auf dem Robert-Walser-Platz Tische und Bänke auf und entluden den Grill, um am Mittag mit randständigen Personen Gemeinschaft zu pflegen und einen Festschmaus zu verzehren. Kurz nachdem wir um 10:30 Uhr zu dritt etwas früh fertig waren mit Aufstellen, taucht plötzlich Reto auf und beginnt uns auszufragen über uns und, was wir hier so tun. Dabei packt er eines seiner etlichen Biere aus.
Wenig später wechseln wir ins nahe gelegene Kaffee, von welchem wir einen Überblick über das Material haben und wir laden Reto auch auf einen Kaffee ein. Er verneint aber und deutet auf sein Halbliterbier. Immerhin nimmt er die Einladung an, bei uns zu sitzen. Während dieser Stunde lade ich ihn dazu ein, seine Geschichte zu erzählen. Er reagiert prompt mit der Gegenfrage, ob wir was aushalten können? Wir bejahen und er beginnt von einem oft alkoholisierten gewalttätigen Vater zu erzählen, von Missbrauch, von einem trinkenden Chef in der Lehre. Nach der ersten halben Stunde fragen wir ihn, ob wir für ihn beten dürfen, was er aber nicht will. Er hat eine anzügliche Sprache, gewisse intime Details scheinen ihm wichtig zu sein, aber das soll uns nicht weiter stören. Später läuft ein Freund von Phil vorbei, sieht die Bierdose und sagt spöttisch: „Giele, morgens um 11:00 Uhr schon Bier?“. Daraufhin erwidert Reto ihm unverblümt: „Das gehört mir und ist heute schon das Vierte!“ Autsch, jetzt wissen also alle Bescheid. Phil ist später dazu gekommen und bietet ihm erneut Gebet an, doch Reto weicht „gekonnt“ aus. „Schade“, denke ich mir, „mögest du Reto gesegnet sein, es war uns eine Ehre, einen Einblick in dein Leben zu erhalten.“
Wo sind die Eingeladenen?
Als wir starten mit Grillieren, sind auch die anderen fünfzehn Leute aus 3 verschiedenen Jugendgruppen da. Die ersten Grilladen sind schon bereit, während reichlich wenig von unseren eingeladenen Gästen präsent sind. Sie wurden einige Tage vorher von Conan (Leiter vom HIT Sack Projekt) eingeladen. Wir beschliessen sehr schnell in den beiden Zweierteams loszulaufen, um die Einladung zu wiederholen. Erste Station von Conan und mir: Elfenaupark. Doch da ist kein Mensch, oder besser gesagt niemand, der unsere Einladung verstehen würde 😉
Also weiter zum Heuerpark und das sieht schon vielversprechender aus! Als wir zu zweit auftauchen, sind sich unsere Gäste sicher, dass wir Flic sind, also Polizei. Naja, da scheint eine Verwechslung vorzuliegen. Nach einiger Zeit geht dann doch ein freudiges Raunen durch den winzigen Park, auf Franz und Deutsch natürlich, wie sich das gehört für Biel. Conan läuft mit Peter und ich laufe mit Lea vom Park quer durch die Stadt Richtung Bahnhof. Da ernten wir so einige komische Blicke, da unsere Begleiter doch nicht so typische Frisuren und Fortbewegungsstile haben 😉 Ich denke daran, wie Jesus immer wieder solche Blicke „geschossen“ erhielt und sich sogar Vorwürfe anhören musste, warum er mit Randständigen abhängt.
Schlussendlich sind beim Grillfest doch noch ca. 15 Randständige eingetroffen und es geht los mit Gsprächle & Grille. Berührungsängste? Ja, irgendwie schon, aber raus aus der Komfortzone und rein ins Abenteuer. Wir spielen gemeinsam Petang und hören so manche krasse Geschichte.
Das Lamm ist weg
Da gibt es ganz verschiedene Charakteren, jeder bringt seine Geschichte mit und ist doch tief drin ein wunderbares Geschöpf von Gott, so einfach wäre das. Conan und ich sind mitten am Grillieren und auf die erhabensten Fleischstücke werden bei uns unsichtbare aber hörbare Reservierungen vorgenommen. Lamm scheint sehr sehr hoch im Kurs zu liegen. Obwohl einer sein Lamm schon früh reserviert hat, wird später eine Doppelreservierung vorgenommen. Das Resultat in diesem Fall? Das Lamm wird brüderlich geteilt.
Etwas merkwürdiger verläuft die zweite Auktion. Da wird wieder eine virtuelle mündliche Reservierung vorgenommen, 10 Minuten später taucht ein neuer Gast auf. Conan und ich reden zusammen, als plötzlich Conan mir sagt: „Du Josua, der neue Gast, hat sich das Lamm geschnappt.“ „Was?“ Ui, irgendwie haben wir den Moduswechsel, von Bedienung auf Selbstbedienung verpasst, aber so schnell kann es gehen. Der erste Kandidat, der das Lamm reserviert hatte, macht dem Selbstbediener dann in einer anderen Sprache ziemlich klar, dass für ihn die Cervela gedacht ist. Wir können uns nach dem kurzen Schock dann mit einem Schmunzeln wieder etwas Abkühlen hinter dem Grill und es kommt mir die Geschichte von Tom dem Räuberjungen in den Sinn, als er bei Räubers zuerst „Hamstern“ musste und diese „Ich komme zu kurz“ Mentalität, dann am Königshof mitnimmt und nach und nach lernt dem Vater im Himmel und seinen Versorgungsplänen zu vertrauen.
Selbstgemachter Merci-Kuchen für Mitarbeiter der Stadt Biel
Ein weiterer Teil unser Einsätze war eine einfache Dankeaktion in Biel. Aninna hat köstlichen Kuchen gebacken und wir haben uns vorgenommen, diesen als Dankeschön an Mitarbeiter der Stadt Biel zu verteilen. Wird unsere Aktion wohl richtig verstanden oder werden wir Misstrauen erleben?
Wir werden sehr positiv überrascht. Der Kuchen wird staunend und mit viel Freude angenommen. Erstaunlich wie sich der Velo Ordnungshüter freut und sich wundert, wie ich plötzlich aus dem nichts mit dem Stück Kuchen aufgetaucht bin. Herzlich überrascht finden wir den Kioskmann vor, der fast nicht glaubt, was ihm soeben passiert ist. Weiter geht’s in einen Tatooshop. So schnell wie wir gekommen sind, verschwinden wir wieder (Irgendwie scheint Aninna die ganze Stadt zu kennen, wow) 😉 Nächste Station an der wir zufällig vorbei kommen: Stadtkanzlei und Stadtpräsident. Genau im richtigen Moment betritt ein Mitarbeiter des Stadtpräsidenten ebenfalls das Gebäude und lässt uns per Badge rein. Wir dürfen in den Büros erklären wer wir sind und Danke sagen für ihre wertvolle Arbeit in unserer Stadt. Der Stadtpräsi selbst war leider nicht dort, sonst hätte er auch was abbekommen 😉 Wir erleben eine grosse Offenheit und Freude bei der Polizei, bei der Fremdenpolizei und bei der SIP und sogar auf dem Zivilstandesamt schlüpfen wir 3 Minuten nach einem Hochzeit rein und geben der vorherrschenden Freude noch etwas mehr Pfupf.
Fazit
Menschen erhalten Gesichter und Namen dazu, ihre Geschichten berühren und vielen durften wir ein Stück von der Liebe Gottes weitergeben oder wir durften mit Ihnen beten, sie wertschätzen und ehren. Mögen viele gesegnet werden. Möge Evangelium und Dienst mehr und mehr zusammenkommen. Danke Daddy, du hast uns reich beschenkt, einer von vielen Gründen weiterzuschenken!
Bis gsägnet, Hobbyblogger Josua 😉